Dünger-Unfall mal anders

Grottenkueken

Chiligrünschnabel
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Hallo zusammen,

Ich habe eben mit einem meiner Kletterkumpanen telefoniert. Ihm ist ein unvorhergesehener Dünger-Unfall passiert. Da Kurt nur auf der Arbeit Internet hat und sich nicht in Foren rum treibt, habe ich ihm angeboten, mich mal für ihn zu erkundigen. Zumal er auch Fragen aufgeworfen hat, die mich neugierig machen.

Einen Teil seiner Chilis (2 Czech Black und mehrere nicht näher bestimmte Türkische Hauspaprika, alle ausgesät Mitte Januar) hat er Anfang der Woche mit Blaukorn gedüngt, wie auch die Jahre zuvor. Beim Gießen ist das Blaukorn sofort komplett zerfallen und in die Erde versickert. Wir können nur vermuten, dass das Zeug inzwischen zu alt und überlagert war.
Leider hat er zu spät reagiert und erst circa zwei Tage später die alte Erde entfernt, die Wurzeln abgespült und den Pflanzen frische Erde spendiert. Zu dem Zeitpunkt sollen die Wurzeln auch noch in Ordnung ausgesehen haben. Ein Czech Black ist mittlerweile eingegangen. Die restlichen Pflanzen leben noch, sehen aber richtig schlecht aus. Donnerstag Abend hat er Fotos mit in die Kneipe gebracht. Die Blätter sind eingerollt und hängen schlaff runter, zeigen aber keine Kristallbildung. Auch sämtliche Verzweigungen sind ziemlich schlaff, der Hauptstamm scheint noch einigermaßen im Saft zu stehen.
Nun zu dem Teil, den ich auch spannend finde. Als Naturwissenschaftler (Physiker) ist er vom osmotischen Druck ausgegangen. Seine Theorie ist davon ausgegangen, dass der Düngerüberschuss den osmotischen Druck in den Pflanzen verändert und diese dadurch nicht mehr in der Lage sind, genug Wasser nach oben zu pumpen. Um das den Chilis leichter zu machen, hatte er sie die letzten Tage samt Erde und Töpfen in ein Wasserbad gestellt. Zwischendurch wurden die Pflänzchen auch aus dem Wasser rausgeworfen, aber da wurden sie noch schlaffer. Also wieder rein in die Wanne und es wurde wieder ein klein wenig besser. Jetzt will Kurt die Pflanzen wieder aus dem Wasser holen und mal schauen, was passiert. Zuviel Wasser ist ja auch wieder schlecht. Die Chilis sehen nach wie vor schlecht aus, die ersten Früchte wachsen aber kurioserweise weiter.

Jetzt muss ich erstmal alle beglückwünschen, die mein Geschreibsel bis hierher durchgehalten haben. Uns stellen sich jetzt ein paar Fragen. Vielleicht kennt von euch jemand die Antworten.

Die Erde ist gewechselt, was kann man sonst noch tun oder heißt es jetzt abwarten, was daraus wird?
War die Idee mit dem Wasserbad sinnvoll und gerät der osmotischen bei einer Überdüngung tatsächlich durcheinander oder liegt es an der Schädigung der Wurzeln (bin ich bisher von ausgegangen)? Vielleicht eine Kombination? In diesem Sinne haben wir uns gefragt, was genau bei so einer Überdüngung passiert...
Kurt hatte noch die Idee die Pflanzen oberhalb des Wurzlansatzes zu kappen und Stecklinge draus zu machen. Macht das Sinn oder sind die Pflanzen schon zu sehr geschwächt?

Wie auch immer, glücklicherweise hat es "nur" ungefähr ein Drittel seiner Chilis erwischt. Die, die er ein Stockwerk tiefer am Fenster stehen hat, haben kein Blaukorn abbekommen. Und das sind zufällig die, die er von uns bekommen hat. Es hat seine selbst Ausgesäten erwischt. Kurt hat auch noch mal neu ausgesät, falls das nix mehr wird.

Vielleicht kann ja jemand helfen

Einen schönen Abend noch
Simone
 
Oh das hört sich nicht gut an :(
Aber wiviel Dünger muss das denn gewesen sein das die Pflanzen sofort eingegangen sind?
Normalerweise dauert es doch mehrere Tage bis sich die Überdüngung bemerkbar macht?
So sind zumindest meine Erfahrungen. Hmmm.... meint ihr es liegt wirklich am Dünger, wie sind denn die restlichen Bedingungen?
Falls es doch am Dünger gelegen hat, war die Erde zu wechseln schonmal eine sehr gute und wichtige Maßnahme um die Pflanzen vielleicht noch hinzubekommen. Auch das Abduschen der Wurzeln empfinde ich als richtig.
Beim Wasserbad bin ich mir nicht sicher. Sowas kann schnell in die Hose gehen. Ich würde sie lieber wie gewohnt gießen. Die Wurzen können bei hoher Düngerkonzentrtion durchaus schaden nehmen, was die schlaffen Blätter erklären würde.
Ich würde erstmal abwarten, vielleicht machen die sich noch. Abschneiden würde ich also erstmal nichts.
Wünsche deinem Kumpel viel Glück, vielleicht kannst ja die Tage mal nen Bildchen reinstellen.
 
Sehr knapp und unwissenschaftlich formuliert:
Überdüngung führt zu Veränderungen im Wasserhaushalt der Pflanze, die sich dann als Oedeme oder gar als Kristalle an den Blattunterseiten zeigen.

Aber eine derartige Flutung der Wurzeln mit Dünger verschmurgelt schlicht und einfach die Wurzeln und da ist nix mehr mit Wasserhaushalt ...

BTW: Wenn das Blaukorn einfach so zerfallen ist, lag das eher daran, dass es zu feucht gelagert war, als dass es zu alt war. Da hat man dann schnell mal Blau-Pulver. :whistling:

Dass die Pflanzen im Wasser besser aussehen als außerhalb liegt schlicht und einfach an der höheren Luftfeuchte, die sie dann um die Ohren haben. Ist der gleiche Effekt wie bei Stecklingen, die unter gespannter (feuchter) Luft besser durchhalten, als in normaler Raumluft. Die haben ja auch keine Wurzeln.

Stecklinge kann man immer machen, auch wenn die Pflanzen noch sehr klein sind. Dann aber Pflastiktüte drüber oder in ein Minigewächshaus ... damit sie auch in richtig hoher Luftfeuchtigkeit stehen, bis sich neue Wurzeln gebildet haben.

Da möglicherweise noch winzige Restwürzelchen da sind, kann man auch einfach die Pflanzen von nun an so weiterbehandeln als wären sie Stecklinge. Also: Töpfe raus aus dem Wasser, aber die gesamte Pflanze in hohe Luftfeuchtigkeit bis sie Zeit hatte neue Wurzeln zu bilden. Das Problem dabei ist natürlich jetzt, dass sie nun - dank der Baderei - in patschnasser Erde sitzen, was den Wurzeln ja auch nicht gerade hilft.

Nochmal umtopfen dürfte ihnen den Rest geben, aber man könnte versuchen die Feuchtigkeit aus den Töpfen zu ziehen, indem man die Töpfe in eine größere Wanne packt, die mit total trockener Erde gefüllt ist (unterhalb und seitlich der Töpfe), so dass ein Teil der Feuchtigkeit aus den Töpfen gezogen wird. Gleichzeitig muss natürlich dabei für hohe Luftfeuchtigkeit gesorgt werden. Sobald die Töpfe ein normales Feuchtemaß erreicht haben, die zusätzliche Erde entfernen.
 
Danke für die netten Antworten!

Übermäßig viel Dünger hat er nicht gegeben. Das scheint schon die zwei Tage gedauert zu haben bis die Chilis sich hängen lassen haben und als es soweit war, hat er sofort die Erde gewechselt. Ich denke, das Problem ist, dass das Blaukorn sofort zerfallen ist. Normalerweise löst sich das nach und nach auf. In Pulver zerfallen haben die Pflanzen alles auf einmal abbekommen, was sonst mehrere Wochen dauert.

Die Luftfeuchtigkeit hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Das ist ein super Hinweis. Ich gebe das mal weiter. Und die restlichen Tipps auch. Mit den zu nassen Füßen bei Chilis kenne ich aus eigener Erfahrung. Ich habe so eine kleine Zicke am Start, die dann sehr schnell motzig wird, wenn es allen anderen noch komplett egal ist... die war in der Anzuchtphase ein super Indikatorpflanze ;)

Ich halte euch auf dem Laufenden, was daraus wird. Vielleicht kann mir Kurt auch mal Fotos geben, die ich präsentieren kann.
 
Insgesamt stimme ich mit Maya überein.

Hab nur ne weitere Idee, wie man das übermäßige Wasser aus der Erde bekommt: mit trockenem Seramis, das zieht ganz gut Flüssigkeit (dafür Seramis vielleicht im Backofen trocknen, direkt aus dem Beutel hat es schon eine Grundfeuchtigkeit).

Ich wünsche viel Erfolg!
 
Wie versprochen, ein kurzes Update.

Die türkischen Hauspaprika haben sich erholt und fangen langsam an weiter zu wachsen.
Die überlebende Czech Black wollte sich nicht berappeln. Die sah dann vor gut einer Woche so aus als ob sie eingeht (Blätter immer schlaffer). Das konnte sich Kurt nicht länger anschauen und da hat er sie kurzerhand kurz über dem Wurzelansatz gekappt und wie einen Steckling in Wasser gestellt. Danach haben sich die Blätter sehr schnell wieder aufgerichtet. Und inzwischen bilden sich die ersten Wurzeln! :w00t:

Danke nochmal für eure Hilfe.
 
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