ich hole jetzt mal diesen alten thread aus der versenkung, nachdem ich mehrere jahre erfahrung im ansetzen von chilischnaps gesammelt habe!
die mag ich mal mit euch teilen und vielleicht teilen auch noch andere user hier ihre erfahrungen.
also zuerst das wichtigste!
prozedere: flasche schnaps kaufen. chili aufschneiden, flasche öffnen, chili rein, flasche zuschrauben, im vorratsraum oder keller dunkel lagern - siehe
zeitstrahl!
chili-auszug müsste es auch eher heißen! ich habe anfangs nur doppelkorn mit 38% verwendet, aber nachdem viele leute den dominanten korn-geschmack bemängelt haben, habe ich auf wodka umgeschwenkt. die billigsten qualitäten waren grundsätzlich wenig zufriedenstellend.
man sollte schon einen guten, klaren schnaps verwenden, den man mit freunden und verwandten auch so genießen (saufen) würde ^^
trotz der schärfe soll es ein genussmittel bleiben. bevor die schärfe wirkt, merkt man die qualität des alkohols. wenn die nicht gut ist - in klammern: billichschnäps - dann wird einem beim trinken unter umständen schlecht!
auf der anderen seite soll der grundschnaps auch nicht zu teuer sein. einen 45 euro grey goose wodka würde ich nicht als grundlage nehmen, aber ein 12-15 euro wodka (z.b. smirnoff und ähnliche) ist eine sehr gute wahl. der 6 euro wodka vom aldi oder lidl ist eher zum herstellen von ökosprit geeignet oder so ^^
generell sollte so ein chilischnaps nicht zum betrinken dienen, sondern eher als partygag, als reiner genuß, oder als zerhacker nach einem reichhaltigen essen! meine meinung
der zeitstrahl!
das sind die erfahrungen mit schnäpsen, denen scharfe früchte (schärfegrad 8 oder höher) der c. chinense (habanero, bhut jolokia, etc.) und c. pubescens (de seda, hualaga orange, usw.) hinzugesetzt wurden. nichts anderes. keine gewürze, etc.; nur chili & schnaps. mindestalkoholgehalt war hierbei immer 37,5-40% vol.
ich lagere bei vorratsraum-temperatur, die liegt im schnitt so um die 16-18° C.
meine erfahrungen nach unterschiedlich langen abständen:
nach 2 wochen -> die schärfe hat sich weitgehend verteilt, man hat einen scharfen rachenputzer, der eigenartige, ruppige aromen trägt und einfach erstmal alles wegbrennt... sodbrennen nach 2 kurzen, schnappatmung inklusive...
nach 4 wochen -> die schärfe hat sich vollständig verteilt. der schnaps bekommt im ersten schluck etwas mehr geschmack von chili, ist aber immer noch ein rachenputzer, der einem den magen umdreht... immer noch sodbrennen nach zwei-drei kurzen
nach 6 monaten -> der scharfe rachenputzer ist schon deutlich weicher geworden. die schärfe ist heftig wie zuvor, allerdings kommen die aromen der frucht zum vorschein und verleihen dem schnaps einen unerwarteten twist.
nach 12 monaten -> die mindestzeit für einen chilischnaps mit niveau! die aromen haben sich entfaltet, die schärfe ist nach wie vor extrem präsent, preist sich aber dezenter an. die fruchtigen aromen gehen beim trinken in die nase und erheben das getränk von der mutprobe zur mutdelikatesse.
nach 18 monaten -> ab hier passiert nicht mehr viel, im gegenteil! der höhepunkt wird ab etwa 15-18 monaten überschritten, das aroma lässt nach, fehlaromen entstehen und man hat einen muffigen eindruck. die schärfe scheint etwas abzunehmen.
also wie bei teuren bränden auch: das aroma benötigt zeit, um sich zu entwickeln.
auf keinen fall sollte man jede woche neugierig versuchen, eine veränderung zu erschnuppern. ständiger sauerstoffkontakt verfälscht die aromen. zum vorteil kommt, dass die meisten schnapsflaschen oben im hals einen kleinen gasanteil haben, so dass noch platz in der flasche ist. wenn ein paar tropfen überlaufen sollten, trinkt man eventuell ein bisschen ab

die frucht sollte vollständig unter der flüssigkeit und ohne luftblasen sein, die chili also nur grob teilen und dann so in die flasche stecken, dass sie nicht wieder auftauchen kann. wenn die frucht durchgezogen ist, sinkt sie von alleine herunter auf den boden. das muss nicht heißen, dass die entwicklung des aromas abgeschlossen ist.
je nach verwendeten früchten variiert die schärfe. ich empfehle chilisorten mit viel aroma und einen möglichst neutralen, klaren schnaps.